Visual FoxPro Entwicklerkonferenz 2000

Ein fast vollständiger, subjektiver Erlebnisbericht

Von Hans G. Wagner

Als an mich die Bitte gerichtet wurde, doch über die Visual FoxPro Entwicklerkonferenz 2000 zu schreiben, fühlte ich mich ausgesprochen unwohl. Denn die Datenverarbeitung ist nicht mein Metier. Selbst nach fast einem Jahr ist es mir nicht gelungen, Microsoft Outlook zu installieren oder eine ZIP-Datei zu öffnen. Also bitte ich um Nachsicht, wenn ich die rein fachliche Seite sträflich vernachlässige. Es wird darum ein ganz und gar subjektives Machwerk aus dem Blickwinkel eines EDV-Laien werden. Trotzdem sollte es lesenswert sein. Damit beginnt mein Dilemma.

Lehrstunde

Was gebe ich dafür, säße jetzt ein guter Ratgeber mit Tipps und Tricks für einen guten Konferenzbericht neben mir. Dann wüßte ich, wie ich schreiben soll, d.h. welchen Stil ich zu wählen habe. Ob er streng sachlich sein soll, leichthin erzählend oder tiefschürfend metaphysisch? Und worüber ich unbedingt berichten muss.

Da hatten es die Konferenzredner am Vorabend doch wirklich besser. Sie konnten die lehrreiche Stunde von Jim Booth besuchen und die hohe Schule einer Session von einem Altmeister erlernen, bei dem fachliches Können sich mit dem Talent des Vortrags und dem souveränen Auftritt paarten. Selbst eine der Erdanziehung  folgende Hose, wohl begünstigt durch die kraftvolle, barocke Statur, brachte ihn nicht aus der Ruhe oder ließ ihn stocken. Beiläufig und kaum wahrnehmbar erfolgte mal links-, mal rechtshändig die Korrektur der Abwärtsbewegung.

Jeder Vortrag hat seine Tücken. Der Redner, der sich auf dieses Abenteuer einlässt, betritt ein feindliches Gelände voller heimtückischer Stolperdrähte und gefährlicher Tretminen: Darum überprüfe die Funktion des Laptops. Was kann da alles schiefgehen bei der komplizierten Technik? (Zu meiner Zeit hatte ich immer eine Ersatzlampe für den Overheadprojektor in der Tasche und fühlte mich gut gerüstet bis ein spitzer Damenschuhabsatz die Zuleitung lädierte. Seitdem füllten auch Schraubenzieher und Lüsterklemmen meine Tasche.) Jims eindringliche Fragen und Ermahnungen: Läuft das Programm so wie es soll? Stimmt die Vortragszeit? Laß Dir Zeit, sei rechtzeitig da, entspanne Dich und stell Dich fünf Minuten vor Beginn für alle sichtbar vor die Tür Deines Vortragsraums. Quasi als lebendes Signal, dass es gleich beginnt und als Mahnung schnellstens einzutreten. Jims eindringliche Ratschläge befolgend musste zwingend jeder Vortrag ein Erfolg werden.  Und damit ist das wichtigste Ergebnis der Konferenz vorweg genommen: Keine Session war ein Aussetzer. Oder habe ich etwas verpasst?  Hier könnte ich eigentlich den Bericht schon schließen.

Theoretischer Ansatz

Unabhängig vom Stil musste ich mir auch Gedanken über eine Form, eine Gliederung machen. Angeregt durch FoxPro stelle ich mir eine dreigliedrige Architektur für den Bericht vor. Erstens die Oberfläche. Das ist das für jeden Konferenzteilnehmer erlebbare, sichtbare wahrnehmbare Geschehen. Darunter  funktioniert die Geschäftslogik, organisiert, disponiert - unsichtbar, durch keine Bugs, selbige gab es reichlich,  zu erschüttern. Ganz tief unten dann die Datenhaltung: Unzugängliches, heimliches Flüstern, Wispern, Mutmaßen, Verdächtigen. Alle Ereignisse an der Oberfläche oder in der Geschäftslogik der Vergangenheit und Gegenwart werden hier registriert und lösen ein urknallähnliches Hintergrundrauschen, sich überlagernd, vermischend, aus. Nur dem aufmerksamen Zuhörer  gelingt es hin und wieder Schattierungen des Rauschens zu erkennen oder gar klare, verständliche Töne, Akkorde und Melodien aus  Lautbrei zu filtern. Aber es besteht keine Chance diesen Lautbrei in seiner Gänze zu dekodieren. Hierzu benötigt man genaue Kenntnis der Vergangenheit der User Group und der Geschichte der FoxPro Konferenzen seit Anbeginn sowie die Fähigkeit des allzeit und überall gegenwärtigen Hörers und Beobachters. Es hat sich bestimmt einiges angesammelt, von dem ich keine Ahnung habe.

In Gedanken habe ich versucht das Konzept einmal durchzuspielen, um es letztendlich wegen problematischer Realisation zu verwerfen. Entscheidend für diesen Entschluß war mein Zweifel an meiner Fähigkeit in die unterste Schicht hineinzuhören und sie offen zu legen. So habe ich beschlossen das Prinzip Zufall und Assoziation unter Missachtung zeitlicher Abläufe beim Verfassen des Berichts zu nutzen. Trotzdem will ich versuchen, den Bericht nicht allzu chaotisch werden zu lassen. Rainer Becker hat in einer denkwürdigen Session während der Konferenz die These aufgestellt, dass Juristen bessere Programmierer als reine Logiker seien. Sie sind in der Lage chaotische, einander entgegenstehende Kundenwünsche zu Sätzen zu formulieren. Was einen Mathematiker in den Wahnsinn treiben könnte. Darum glaube ich auch, dass ich mit einer chronologischen Berichterstattung dem Konferenzgeschehen  nicht gerecht werde. Das schließt aber nicht aus, dass ich hin und wieder vielleicht doch auf zeitliche Abläufe zwecks besserer Verständlichkeit zurückgreife, wie jetzt, wo ich mit der Ankunft beginne.

Erster Kontakt: Charme und Professionalität

Wer das Hotelfoyer nach einer Anreise per Bahn oder Auto betrat, hatte zwei Möglichkeiten. Entweder erst an der Rezeption sein Zimmer zu buchen oder sich als Konferenzteilnehmer anzumelden. Mich interessierte es, welche Entscheidung die Neuankömmlinge zu treffen pflegten. Also beobachtete ich die Situation eine Zeitlang. Offensichtlich ging von dem Tisch hinten rechts in der Halle ein Fluidum, eine geheime Anziehungskraft  aus, der sich die Mehrheit nicht entziehen konnte und zwar signifikant. Sieben von zehn Neuankömmlingen gingen nach kurzem, informativen Zögern schnurstracks auf diesen Tisch zu. Zumindest in der Zeit meiner Observation. Des Rätsels Lösung war für mich völlig  klar. Die beiden jungen Frauen, Anja und Ute,  bildeten den Anziehungspunkt für die dominant überwiegend männlichen Konferenzteilnehmer. (Über das Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Konferenzteilnehmern  wird später noch zu berichten sein.) Charmant und professionell in arbeitsteiligem Einsatz  fragten sie den Neuankömmling nach seinem Namen, führten die Anwesenheitsliste, suchten aus der sorgsam alphabetisch geordneten Menge der Namensschilder das Zutreffende aus, wuchteten den schwarzen Beutel mit den Konferenzunterlagen auf den  Tisch vor den Neuankömmling und legten das Namensschild dazu - fast vierhundert mal immer wieder. Bitten, die Konferenzunterlagen am Empfangstisch deponieren zu dürfen, mussten sie leider immer wieder abschlagen. Das war kein Mangel an Entgegenkommen oder fehlende Flexibilität, sondern schlicht eine Frage der Organisation und dem verständlichen Wunsch, die Übersicht zu behalten.

Nach dem ersten Konferenztag zogen Anja und Ute um und siedelten sich in einer strategisch günstigen Position im Konferenzbereich an, um Fragen zu beantworten, Hilfestellung zu geben.

Fast unsichtbar im Konferenzgeschehen, nur hin und wieder zum Essen eilend, blieb Tina. Sie hatte ihren festen Platz  ganz hinten im Konferenzbüro, sozusagen in der Schaltstelle. Wieviel sie zum Gelingen der Konferenz schon im Vorfeld und während der Konferenz beigetragen hat, lässt sich kaum ermessen. Wer will es ihr dann verübeln, wenn sie sich abends fern vom Konferenzbüro in der Bar von dem Stress bei einem kühlen Bier erholte. Obwohl ich nicht wie sie gestresst war, genoss ich auch die Abende in der Bar. Im Gegensatz zu ihr hatte ich aber eine fast berufliche  Anwesenheitspflicht als Ausrede für meinen Barbesuch. Denn mit  flinken Argusaugen und riesigen Horchlöffeln wartete ich gespannt einen Yellow-Press-Reporter oder Paparazzi des Wortes gleich auf Wissenswertes, heimliches Flüstern, skandalöses Geschehen oder alkoholbedingte, peinliche Entgleisungen. Jeden Abend,  manchmal war es schon früher Morgen, ging ich enttäuscht ins Bett. Mein intriganter Seelenpart verkümmerte ob der harmonischen Abende in der Bar und so fehlt jeglicher Partyklatsch in meinem Bericht. Oder ist mir etwas entgangen? Ich bin fest überzeugt, es gab nichts dergleichen, worüber zu berichten es wert gewesen wäre. Sollte trotzdem irgend jemanden etwas aufgefallen sein, so kann es meiner Überzeugung nach nur nebensächlich gewesen sein, nebbich quasi, und schweige er immerdar. 

Huckepackbesucher?

Die Namensschilder waren unterschiedlich farbig. Das hatte seinen Sinn. Denn der Konferenzbesucher konnte wählen: Zwischen eintägiger, zweitägiger oder dreitägiger Teilnahme. Mir wurde kolportiert, dass während einer Konferenz in der Vergangenheit dieser Umstand mißbraucht wurde, um mehrere Personen durch einfaches Übergeben eines Namensschildes in die Konferenz einzuschleusen. Damals ging so ein Versuch total daneben. Die Übeltäter wurde bei der Übergabe des Namensschildes in flagranti erwischt. Besonders amüsant dabei,  beide waren zweierlei Geschlechts, also offensichtlich nicht hellen Geistes.

Derlei Huckepackbesucher scheint es heuer nicht gegeben zu haben. Oder sind die Methoden einfach raffinierter geworden? Sollte ich die nächste Konferenz noch erleben, was nach diesem Bericht fraglich ist, werde ich ganz unauffällig beobachten, ob sich ein Teilnehmer über Nacht in eine Frau oder einen Mann verwandelt und ihn dann interviewen, um die Gründe für diese überraschende Geschlechtumwandlung und unzulässige Vorteilsnahme zu erfahren. Natürlich ohne Namensnennung oder wie es so heißt, Name der Redaktion bekannt. Geldmangel kann es doch nicht sein. Der Verdienst in der Branche scheint doch sehr ordentlich zu sein.

Sechs statt fünf

Seit vielen Jahren wird  die Konferenz bereits im Hotel im Hotel Lindner in Höchst ausgerichtet. Die Sessions fanden bisher immer in fünf Vortragsräumen statt. Und das mit Erfolg. Dieses Jahr wurde das erste Mal ein Vortragsraum hinzugenommen. Das hatte den Vorteil, dass ein Großteil der Sessions zweimal angeboten werden konnte und eine bessere Planung der Konferenzteilnahme ermöglichte.  Befürchtungen, dass es dann Sessions geben könnte, die schlecht besucht werden, haben sich nicht bewahrheitet. Ich hatte den Eindruck, dass die Erweiterung positive und dankbar aufgenommen wurde. Diese Regelung wird sicher Standard bei zukünftigen Konferenzen.

Nicht schöner wohnen, aber gut wohnen und essen

Obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass die User Group in einem schlechten Hotel tagt, wurde mir beim Anmarsch vom Bahnhof doch etwas mulmig. Durch die bahnübliche Verspätung  des ICE war es bereits nach sieben Uhr. Alle Geschäfte geschlossen und dunkel. Nur noch eine spärliche Straßenbeleuchtung kämpfte gegen die mondlose Nacht an. Am Bahnhof habe ich mich anhand eines Stadtplans über den Weg zur Bolongarostraße und das Hotel informiert und mir die Straßen gemerkt, die ich überqueren mußte. Wenn es Straßenschilder gab, dann waren sie in der Finsternis kaum zu entziffern. Dann endlich hell erleuchtet und modern das Hotel. Meine Befürchtungen verflogen in dem Augenblick als das Licht meine Netzhaut traf. Voll positiver Erwartung betrat ich das Hotel.

Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. In dem Hotel läßt es sich wirklich gut wohnen. Das war auch die Erfahrung der Konferenzteilnehmer. Wen ich auch fragte, der war zufrieden mit seinem Zimmer, mit der Unterbringung. Die Verköstigung verdient höchstes Lob. Nachdem der Zeiger meiner  Waage im Zimmer den ersten und zweiten Teilstrich schluckte, verzichtete ich unter Schmerzen auf das Mittagessen. Die Vorspeise reichte mit. Nur schaffte ich es nicht an der Nachspeise vorbeizukommen und der Hosenbund begann zu kneifen. Wie beneidete ich da jeden, der schon morgens ohne pfundreiche Folgen den Tag mit reichlich Rührei, Speck und Würstchen anging. Die Wahl des Kongresshotels  war 1993 rundherum richtig.

Aber ich habe im Laufe meines Lebens so meine Erfahrungen gemacht. Ich wurde misstrauisch. Soviel Licht und kein Schatten? Irgendwo musste es doch einen Haken geben. Es widerstrebte meiner besagten Erfahrung, dass alles in Ordnung ist, es keine Fehler oder Probleme gibt. Ich hatte recht. Es kam knüppeldick und schlug zwei Tage lang immer wieder auf den selben, bald leidgeprüften Tagungsteilnehmer ein.

Der Pechvogel   

Einer mußte dafür bezahlen, dass es den anderen gut ging. Die Parzen haben ihn in offensichtlicher Einmütigkeit erwählt und mit einem Fluch belegt. Alle Bugs stapelten sich bei ihm. Die Heizung versagte. Bleibt trotz aller Bemühung kalt. Das Brauchwasser lief nicht ab, der Abfluss war total verstopft. Nachts wurde der Bewohner grausam durch einen unmotiviert anspringenden Fernseher aus dem Tiefschlaf gerissen. Auch die Tresortür ließ sich nicht schließen.

Auf die morgentliche Beschwerde wurde sofort reagiert und schnellste Abhilfe versprochen. Irgendwann am späten Vormittag oder frühen Nachmittag erreichte die erste beruhigende Vollzugsmeldung unseren Pechvogel: Die Heizung sei repariert. Frohgemut betritt er sein Apartment. Statt reparierter Heizung stand ein einsamer Heizlüfter im Raum und müffelte schnaufend Warmluft vor sich hin. Nur tat er es in Intervallen. Denn jedes Mal, wenn der genervte Bewohner des Apartments den Heizerfolg überprüfen wollte, hatte irgend ein sparsamer Hausgeist den Hauptschalter abgedreht, worauf der Heizlüfter seine kläglichen Bemühungen den Raum zu erwärmen einstellte. Nach Aussage des Leidgeprüften erfolgte das Spielchen im zehn Minuten Takt.

Als dann am nächsten Tag das Frühstücksgeschirr am Abend noch nicht weggeräumt war, glaubte unser Pechvogel an einen persönlichen Affront. Nicht doch, es war nur die manchmal etwas seltsame Art der Arbeitsabwicklung  der "Zimmermädchen".  Entweder war es rationelles Arbeiten, dass sie Geschirr nur jeden zweiten Tag abräumten oder schlicht nur andere Prioritäten bei der Durchführung ihrer Arbeit. Aber ab Freitag, dem letzten Konferenztag, funktionierte und klappte alles. Georg, so hieß unser Pechvogel, konnte endlich sein wunderschönes Apartment ungetrübt genießen. Es gab noch einen ähnlich gelagerten Fall. Aber warum soll ich auch noch über den berichten. Die restlichen 99,5 Prozent der Gäste waren sehr zufrieden und hatten keinen ernsthaften Mangel zu beanstanden.

Flinke Geister

Die letzten Abschnitte paddelte ich an der  Oberfläche, dem sogenannten tier der "three tier architecture“, also dem Teil der sichtbar für den Konferenzbesucher darstellt, wenn er nur zu rechten Zeit am rechten Ort weilt. Entgegen der jetzt von mir beim Leser erzeugten Erwartungshaltung bleibe ich dem oberen "Tier" noch etwas treu, weil mir gerade was dazu eingefallen ist.

Die Qualität des Essens war unbestreitbar gut, was ich bereits mehr oder weniger ausführlich erwähnt habe. Dabei habe ich die dienstbeflissenen, flinken Geister vergessen, die dafür sorgten, dass wir morgens unseren Kaffee oder Tee bekammen, die Mittags die Tische eindeckten, Wein, Cola, Wasser ausschenkten oder irgendwelche Sonderwünsche erfüllten. Mal durchquerten sie blond, vollbusig mit festen Schritten den Saal auf dem Weg zur Küche,  huschten leichtfüßig, mandeläugig an mir vorbei oder bannten den Blick durch ihren gazellengleichen Gang. Wahrlich ein schönes Bild. Multikulti., ohne das jemand Anstoß daran nahm. Allerdings hatte ich den Eindruck, als würden die eifrig essenden und sich unterhaltenden Konferenzbesucher das Bild vor lauter Eifer gar nicht wahrnehmen, als spielte sich für sie alles in der mittleren Schicht ab, im "middle tier" ab. Aber ich habe es genossen und bekenne es völlig frei. Verkneifen Sie sich bitte jegliches Grinsen oder gedankliche Verknüpfungen zwischen meinem Alter und Geschlecht.    

Von Mal zu Mal immer besser

Wie gut sind eigentlich die Vortragenden? Diese Frage stellte ich mir am Mittwoch beim Frühstück. Über Jim Booth brauchen wir nicht zu sprechen. Alles ist zu Beginn gesagt worden. Es ist selbst für einen fachlichen Laien leicht zu beurteilen, ob ein Vortragender seinen Stoff beherrscht und wirkungsvoll präsentiert. Wer seinen Vortrag vom Blatt abließt ohne Blickkontakt zu seinen Zuhörern, hat ebenso schon verloren wie jemand, der das auf der Projektionswand Gezeigte wortwörtlich wiederholt. Ein untrügerischer Indikator für die Qualität eines Vortrag ist die Reaktion der Zuhörer. Wenn sie beginnen mit dem Bleistift zu spielen, sich im Raum umzusehen und eine immer bequemere Sitzhaltung - ich nenne es eine predorminale Sitzhaltung - anstreben, dann ist selbst das interessanteste Thema durch Unfähigkeit des Vortragenden zum Flop degradiert. Aus dem Nähkästchen eines Speakers: "Wenn ich sehe, das da einer glasige Augen bekommt, dann ziehe ich das Mikro etwas dichter an den Mund und er ist wieder hellwach. Brutal aber wirksam.

Aber darum ging es mir nicht. Dafür gibt es die Bewertungsbogen. Doch sie zeigen nicht die Entwicklung eines Redners im Verlauf der Konferenz. Aber gerade diese Frage interessierte mich. Sind die Speaker lernfähig? So erkor ich mir Markus Winhard als Opfer meiner Untersuchung und besuchte seine erste Session. Sie war nicht so ganz flüssig. Markus stockte hin und wieder. Suchte den roten Faden, um fortfahren zu können.

Nach der Session befragt, antwortete Markus: "Ich hatte immer das Gefühl, dass ich die Zeit unterschreite. Aber dann habe ich doch 10 Minuten überzogen."

Lobenswert war die Tatsache, dass seine Hardware, soweit ich das beurteilen konnte, gut vorbereitet war. Guter Rat von Markus während der Session: "Jeder billige Server rächt sich."

Während der Pause nach der Session TV-Nachrichten aus USA: Gore : Bush = 249:246. Und nicht im TV, aber gerüchteweise aus USA: Strahl soll nicht kommen?  

Ich besuchte auch die Sessions andere Speaker, um ein Gefühl für den Qualitätsstandard zu bekommen. Jeweils Donnerstag und Freitag schaute ich wieder in die Sessions von Markus rein. Von Mal zu Mal wurde er besser. Das zeigte sich letztendlich auch in der Bewertung durch die Konferenzteilnehmer. Markus Winhard hat sicher als Konferenzredner einen festen Platz bei der FoxPro User Group.  Wir werden ihn im nächsten Jahr bestimmt wieder sehen und den einen oder anderen nicht vermissen.

Zwei Meister des Vortrags

Weil ich gerade beim Thema Konferenzredner bin. Während einer Late Night Session sind zwei Meister des Vortrags - Rainer Becker und Georg Emrich - zum Ergötzen aller Konferenzteilnehmer gewaltig ausgerutscht.  Bei dem Thema der Session ging es pikanterweise um Planung und dabei auch um Zeitplanung.  Beide Redner begeisterten sich in einer Wechselrede so an ihrem Thema, dass sie die Zeitvorgabe  einfach vergessen haben. In der für die Session vorgesehen Zeit konnten sie gerade die Hälfte des Themas abhandeln. Dann mussten sie den Raum verlassen. Die nächste Session war angesagt. So kann es einem gehen. Allerdings muss ich dem begeistert mitgehenden Publikum zumindest eine Teilschuld attestieren. Zuhören und Redner schaukelten sich gegenseitig auf. Auf jeden Lacherfolg wurde der nächste Witz gesetzt. Das kostet Zeit.

Irgendwie stehen die beiden Redner jetzt in einer Bringschuld. Ich möchte doch gerne wissen, wie es weitergeht und die zweite Hälfte der vergnüglichen Session erleben. Darum mein Vorschlag, dass die Fortsetzung der "Unvollendeten" während der Konferenz 2001 stattfindet. Nach den diesjährigen Erfahrungen müsste es dann doch mit der Zeitplanung besser klappen. Vor allem, wenn die doppelte Zeit eingeplant wird oder besser, die Session ans Ende der Vortragsreihe gesetzt wird. Quasi als Openend-Session. Es werden Getränke auf Kosten der dFPUG gereicht. Hicks.

In USA, in Florida wird immer noch gezählt.

Flop - ganz kleinweiche Keynote

Ein Ausrutscher ist noch lange kein Flop. Wie beim Ausrutscher waren auch hier beim Flop zwei Meister ihres Fachs am Werk. Wobei ich nicht mal sagen kann, ob der Flop ausschließlich auf das Konto der Speaker Sascha Hanke und Klaus Sobel  zu verbuchen ist.  Vielleicht sind sie nur Opfer höherer Marketingstrategien? So etwas soll es geben. Ich blicke da nicht durch, kenne das Produkt und die Hintergründe nicht. Darum kann ich über Jakob nur mutmaßen. Sicher, ich hätte mich auch schlau machen können. Aber wäre meine Unbefangenheit dabei nicht verloren gegangen und könnte ich nicht mehr in aller Unschuld meine Eindrücke kundtun?

Sasche Hanke ist seit der letzten Konferenz wieder ein neues Gesicht in der Position eines Produktmanagers Developer Tools. Seit dem 1.9. 2000 im Amt, also noch voll in der Schonfrist. Es scheint da in der Vergangenheit eine ganze Reihe Einjähriger gegeben zu haben, wie ich den Bemerkungen  aus dem Publikum entnehmen konnte. Herrscht da irgendwo ein personelles Revolving-System, bei dem Platzpatronen geladen werden, weil nie ein Ziel getroffen wird, oder eine höhere Form der Jobrotation. Methode oder Zufall? Jedenfalls seine Charts für die Präsentation "Integration von Webservices durch XML" waren beindruckend und gekonnt. Ich habe noch nie einen Produktmanager angetroffen, der nicht wenigstens präsentieren konnte, das aber dann besonders gut. Trotzdem wehte ein kalter Hauch des Zweifels durch das Auditorium. Kann es sein, dass die Entwicklung an den Bedürfnissen und Wünschen der User vorbeigeht oder wichtige Themen unberücksichtigt lässt? 

Zum Technical Keynote ist nicht viel zu sagen. Es war nicht der Tag von Klaus Sobel. Vielleicht lag es daran, dass er was präsentieren musste, was es noch gar nicht gab oder besser gesagt, noch nicht präsentationsreif war! Fragen aus dem Auditorium bereiteten ihm Schmerzen. Er wehrte sich verzweifelt: "Ich bin nicht vom Marketing." Da scheinen sich die Differenzen zwischen Marketing und Produktion schon außerhalb der üblichen Bandbreite zu bewegen. Decken wir das graue Tuch des Vergessens über die  Trümmer dieser Session und hoffen auf gute Teamarbeit mit bekannten Gesichtern 2001.

Nachricht aus den USA: Rick Strahl kommt nicht.

Unstillbarer Wissensdurst

Auf die Redner fixiert, habe ich die Konferenzteilnehmer ganz aus den Augen verloren. Sie waren unermüdlich, wissensdurstig und eifrig. Während der Sessions gähnten einen die leeren Gänge an. Alle Konferenzteilnehmer waren verschwunden. Nur das Servicepersonal bereitete alles für die nächste Kaffeepause vor. Hin und wieder tauchten einige dienstfreie Speaker auf, die sich gerade auf ihre nächste Session vorbereiteten oder einfach nur entspannten.

Selbst wenn eine Session nach Mitternacht angesetzt worden wäre, hätten einige Unentwegte die Gelegenheit  genutzt, um ihr Wissen zu erweitern. Das zeigt doch, wie wichtig die Konferenz für die FoxPro User Group ist. Gleichzeitig verpflichtet es den Ausrichter der Konferenz - das mag pro Domo klingen - sich für den Fortbestand der Konferenz einzusetzen.

Sand im Getriebe

Noch nie habe ich es erlebt, dass eine Konferenz oder Tagung absolut problemlos ohne kleinere oder größere  Pannen abgelaufen ist. So auch diesmal. Es bestätigte sich auch eine alte Spruchweisheit, dass ein Unglück selten allein kommt. Die Flüsterparolen auf den Gängen haben sich bewahrheitet:

Rick Strahl kommt definitiv nicht.

Es wird immer noch gezählt. Gewinnt Bush?

Was ist passiert. Er hat seinen Pass auf  Hawaii liegen gelassen. Zwar kann er ohne Pass innerhalb der US-Staaten herumreisen. Aber ausreisen und in Deutschland einreisen kann er  nicht. Nach Hawaii fliegen und den Pass holen?  Dauert zu lange. Den Pass per Kurier befördern rettet die Situation auch nicht. Wann hat der Dösbadel eigentlich bemerkt, dass sein Pass auf Hawaii liegen geblieben ist? 

Was nützen die Überlegungen, Ersatz für Rick muss her. Jemand muss seinen Part übernehmen. Wer kann es, hat Zeit, steckt in der Materie drin. Seine Unterlagen müssen her! Wo bleiben sie denn? Ein neues Gerücht springt von Mund zu Mund, verdichtet sich immer mehr zur traurigen Gewissheit:

Markus Egger kommt auch nicht!

Jetzt breitet sich Hektik hinter den Kulissen aus, also in der mittleren Schicht. Aus dem  Hintergrundrauschen in der untersten Schicht blubberten einige Blasen hoch und zerplatzten dissonant tönend in der obersten Schicht. Bloß keine Panik. Für elf Sessions fehlen die Speaker. Rainer Becker verschwindet hinter verschlossenen Türen, organisiert, informiert, trainiert. Die Konferenz in ihrem Verlauf, halten weder Pech noch Pannen auf.

Gerüchte, Mutmaßungen

Wenn zwei wichtige Speaker ausfallen, die zusammen in Milwaukee waren, bleibt das nicht ohne Wirkung. Unausgesprochen, quasi nonverbal kommunizierten Informierte, Teilinformierte und Kaffeesatzleser durch Achselzucken, Augenbrauenheben oder Lächeln miteinander. Das spielte sich alles in der untersten Schicht ab. Dort wo das bereits erwähnte heimliche Flüstern, Wispern, Mutmaßen, Verdächtigen angesiedelt ist.

Klare Worte an alle Konferenzteilnehmer wären angebracht gewesen. Irgend eine offizielle Nachricht, eine Entschuldigung. Aber nichts dergleichen. Da hing plötzlich eine eMail am schwarzen Brett zwischen Stellenangeboten. Nicht an die Konferenzteilnehmer gerichtet, sondern an Woody, so ganz privat:

"Hallo Woody!

Der Steve kommt auch nicht?

Mir tut das echt leid, und ich waere wirklich gerne gekommen. Leider ist es mir aber schon in Milwaukee so schlecht gegangen, dass ich Sessions ausfallen lassen musste. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Lebensmittelvergiftung. Haette nicht schon der Rick abgesagt, haette ich die Reise gar nicht angetreten, so schlecht ist es mir gegangen.

Nachdem ich dann aber eine Unmenge von Medikamenten geschluckt habe, ist es mir soweit gut gegangen, dass ich die Reise angetreten habe. Allerdings nur bis Chicago. Nach dem halbstuendigen Flug war´s dann gaenzlich aus, und ich musste die Reise leider abbrechen.

Mir ist das natuerlich peinlich, vor allem, nachdem dies das erste Jahr war, in dem ich wieder eingeladen wurde. Ausserdem hat Rick seinen Pass verschlampt, was natuerlich mehr als idiotisch ist (wofuer ich aber nix kann...).

Ich bin am Ueberlegen, wie ich es wieder gut machen kann, mir faellt dazu aber nichtallzuviel ein. Es ist halt eine saubloede Situation....

Es tut mir echt leid. Sag bitte allen einen schoenen Gruss.

Markus

Es kann immer etwas schief gehen und mit Bauchgrimmen reist es sich nicht gut. Hoffentlich ist alles gut und ohne Folgen überstanden. So eine Lebenmittelvergiftung kann einem den Appetit auf bestimmte Speisen gewaltig vermiesen.

( Zur Wiedergutmachung fällt mir schon etwas ein. Wie wäre es mit einer Reihe glänzender Beiträge für unsere  Loseblattsammlung? So ab Mitte 2001.)

Lisa selbdritt

Lisa Slater-Nicholls winkte noch sehr zuversichtlich und lachend dem Keynote-Auditorium zu, als Rainer Becker verkündete, dass sie bereit sei, den Part von Rick Strahl zu übernehmen. Da ahnte sie noch nicht, was alles auf sie zukommt. Durch den Ausfall der beiden Redner aus USA fühlte sie sich zu  einer Hilfsaktion verpflichtet. Sie kannte die Themen am besten. Die gute, selbstlose Seele stürzte sich also bedenkenlos in ein stressiges Konferenzrettungsprogramm. Was frohgemut begann, wurde kraftzehrendes Referieren. Während von den Konferzteilnehmern unbemerkt die Sonne vom Himmel strahlte, hielt sie drei Sessions fast ohne Pause hintereinander. Mal ist sie Lisa Slater-Nicholls, mal ist sie Rick Strahl, um dann in die Rolle von Markus Egger zu schlüpfen. Sichtbares Zeichen dieser multiplen Existenz waren die müden Linien um Mund und Augen  und drei Namensschilder an ihrem Revers: Lisa, Rick und Markus.  Sie musste allerdings die Last nicht allein tragen. Rainer Becker übernahm  eine Session von Markus Egger und eine von Rick Strahl. Beide liefen ganz gut. Das Thema war neu. Fehler wurden nicht gleich erkannt. Allerdings: Ein Konferenzteilnehmer scheint von dem Speakerwechsel nichts mitbekommen zu haben oder er war ein Witzbold. Denn er versah eine Sessionbewertung mit folgendem Zusatz : "Herr Strahl hat sein Thema nicht beherrscht:"

Nachdem ja schon im Vorfeld zwei Speaker abgesagt hatten und das Programm geändert werden musste, schlage ich für die Zukunft fix und fertig ausgearbeitete Schubladenprogramme mit  entsprechenden Strategien für Ausfall von einem  bis sechs Redner vor oder jeder Speaker schickt zusammen mit seiner Zusage eine Kassette mit seinem gesammten Vortrag und Bedienungsanleitung für den Rechner. Dann erfolgt die Session eben vom Band. Neben dem Lautsprecher wird ein Großfoto des Speakers aufgestellt. Die Bedienung der Hardware übernimmt ein Azubi nacht den Bandanweisungen des Speakers.

Sie kommen sich näher

Irgendwie muss ich noch ein eingangs gegebenes Versprechen einlösen. Es betrifft das Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Konferenzteilnehmer. Es ist immer wieder das Selbe und als solches amüsant zu beobachten und zu erleben.  Jede Konferenz und jede Tagung beginnt mit strenger Geschlechtertrennung. Bei zahlenmäßiger männlicher Dominanz bilden sich im Gemenge der männlichen Teilnehmer Inseln weiblicher Präsenz mit abweisenden schroffen Steilküsten. So auf engem Raum zusammen gemengt, keimen langsam freundschaftliche Bande. Ausnahmen widersprechen dieser Beobachtung nicht, denn sie sind das Ergebnis bereits früherer stattgefundener Konferenzen und Tagungen mit gleicher Ausgangsstruktur. Von Kaffeepause zu Kaffeepause erodieren die weiblich geprägten Inseln durch die anbrandende männlicher Flut. Sie werden immer kleiner. Es findet eine Durchmischung statt, bei denen immer noch die zu Beginn geknüpften freundschaftlichen Bande und Gruppenbildungen erkennbar sind. Dieses Stadium der Durchmischung kann bis zum ersten gemeinsamen Abend in der Hotelbar anhalten, wo neue Strukturen im Ansatz sichtbar werden und beim Frühstück am nächsten am Morgen klar zu Tage treten. Das ist ein ganz normaler Vorgang, der da fast spielerisch nach uralten Ritualen und Regeln - sie sind in der untersten Schicht abgelegt - vor unseren Augen abläuft. Ein Schelm der Schlechtes dabei denkt.

Offensichtlich beherrschte ein Tünnes diese Rituale und Regeln nicht. Oder er wollte sie nicht anwenden. Vielleicht hatte er auch ein Schuss Macho zu viel im Blut? Fand sich selbst unwiderstehlich anziehend und mit einem magischen Blick ausgestattet. Es kann auch sein, das er das letzte Jahr in seinem stillen Kämmerlein seine Triebe in die Tastatur gehämmert hat und mit einer Fehlprogrammierung zur Konferenz anreiste, und plötzlich zwangsneurotisch auf ein bestimmtes Ziel fixiert war. Wie ist es sonst zu erklären, dass er während einer Session die Session sausen ließ, ihn kein Thema mehr interessierte und er seinen magischen Blick unverwand an eine Person heftete. Sie kennen sicher alle das Gefühl des sich unwohl Fühlens, wenn sie derart unverwandt fixiert und beobachtet werden. Dann will frau sich dem Blick entziehen, es wird ihr lästig und frau wechselt den Platz, um außer Blickrichtung oder Blickreichweite zu gelangen. Das hatte aber in diesem geschilderten Fall nur negative Folgen. Denn es folgte die Chuzpe schlechthin. Der Tünnes wechselte seinerseits den Platz und setzte sich neben sein Opfer. Sollte sie ihm eine kleben? Sie stand auf und verließ die Session, die sie gerne gehört hätte. Hoffentlich liest der Tünnes den Bericht und wird jetzt schamrot.

(Name der Redaktion nicht bekannt.)

Zum Glück war diese Entgleisung ein Einzelfall. Triebstau oder mangelnde Kinderstube? Zumindest die einzige Entgleisung, die mir zu Ohren gekommen ist. Das spricht für die User Group. Man geht freundschaftlich miteinander um, oder wahrt die Formen. 

Weltrekord, reif fürs Guinessbuch?

In zeitlicher Nähe zur FoxPro Konferenz 2000, fand die Great Lake Konferenz in USA statt. Das war auch der Grund, warum einige Konferenzredner erst am Mittwoch anreisen wollten. Für einen war, wie vorhin gesagt, in Chicago das Ende der Reise., für den anderen ohne Pass aussichtslos.

Aber ein Redner aus den USA verdient es ganz besonders erwähnt zu werden. Er hat eine großartige rekordreife Leistung vollbracht. Ihm gelang es innerhalb einer Woche auf zwei Kontinenten 11 Sessions durchzuführen. Das schmälert die Leistung Lisas als multiple Persönlichkeit keineswegs, nur beschränkt sich ihre auf einen Kontinent. Sie ahnen sicher schon, von wem die Rede ist. Richtig, es ist Ted Roche. Kann man seine Leistung besser würdigen als durch ein Interview?

Ich schritt zur Tat. Während einer Pause fing ich Ted mit meinem Tonband ab und interviewte ihn. Allerdings habe ich die Leistungsfähigkeit des Mikrofons überschätzt. Beim Abhören des Interviews übertönten die Pausengeräusche Teds Stimme. Also bat ich ihn zusammen mit einer Autorisation des Interview, um eine Ergänzung der fehlenden Stellen. Leider war Ted durch Unmengen von Arbeit total überlastet und konnte mir nicht helfen. Wahrscheinlich stellte er wieder einen neuen Rekord auf. So bleibt das Interview leider ein unautorisiertes Fragment:

"How are your impressions about the work in Frankfurt?

Those Conferences ...

Aus dem Land wo die Zitronen blühen

Italien übt seit Urzeiten eine Faszination auf uns nördlich der Alpen lebenden Kaltblüter aus. Aber gleichermaßen scheint unser Land eine Anziehungskraft auf unsere Nachbarn im Süden auszuüben. Selbst in Frankfurt-Hoechst finden Sie Spuren dieser Anziehungskraft. Wie sollte es denn sonst zu dem Straßennamen Bolongarostraße kommen? Er geht auf die beiden Brüder Josef Marie und Jakob Philip Bolongaro zurück, die Ende des achtzehnten Jahrhunderts aus Stresa am Lago Maggiore zuwanderten. Sie gründeten eine florierende Tabakmanufaktur und wurden zu den Reemtsmas von Hoechst. Mit Unterstützung des Erzbischofs  Emmerich Joseph bauten sie 1774 bis 1778 einen Barockpalast am Ufer des Mains. Der Bau steht schräg gegenüber vom Hotel.

Auch in unserer Mitte befand sich ein Italiener, Signore Max Vizzini. Nicht freiwillig zugewandert, sondern von seiner Firma abkommandiert, um den Codepainter - Anwendungsgenerator in Deutschland bekannt zu machen. Da saß er nun im Third-Party-Raum für Aussteller und wartete im Kreise der anderen Aussteller darauf, dass sich jemand für Codepainter interessiert. Von seiner Ausbildung und seinen Fähigkeiten völlig unterfordert. Das beleuchtet so etwas die wirtschaftliche Misere in Italien, wo viele Humanresourcen ungenutzt vertan werden. Sie fahren nicht gerade Taxi, wie in Deutschland, denn das lassen die Familien nicht zu.

Der Griff in den Mülleimer

Eigentlich wollte ich nicht chronologisch berichten. Jetzt setze ich den Schluss doch ans Ende: Das Schlusswort von Rainer Becker und Verlosung. Alles war so schön geplant und dann hat Jim Booth noch einen Scherz draufgesetzt. Ein Mülleimer wurde besorgt, in dem  die Bewertungen nach dem Vorlesen landen sollten, so nach dem Motto "Was soll der Kram?".  . Aber für die Verlosung wurden die Bewertungen ja noch gebraucht. Also sollte Jim mit einem Gummihandschuh bewaffnet und spitzen Fingern die Bewertung, die Rainer vorher, nachdem er sie vorgelesen hatte, mit den Worten "Was soll der Mist, weg damit!, aus der Mülltonne wie aus einer Lostrommel zu ziehen.  Was macht Jim? Er hält die behandschuhte Hand demonstrativ in die Höhe und greift mit diebischer Freude mit der nackten Pfote in den Mülleimer, um die Bewertungen Los für Los herauszuholen.

Der Großteil der Preise waren eine Stiftung von ProLib, von Woody. Obwohl die meisten Konferenzteilnehmer bereits abgereist waren, konnten einige Preise direkt an die erfreuten Gewinner überreicht werden.

Ausklang

Apropos Abreise, bereits am Nachmittag des letzten Konferenztages zogen Teilnehmer mit ihren Koffern durch die Hotelhalle zur Garage oder den Taxis vor dem Hotel. Stündlich wurden es mehr. Nach der letzten Session begann das Servicepersonal alle Spuren der Konferenz zu beseitigen. Geschirr, leere und halbvolle Kaffeekannen rollten auf dem Servicewagen zur Spülmaschine oder in die Küche. Tische und Stühle verschwanden aus den Gängen. In den Konferenzräumen keimte sterile Ordnung, breitete sich Stille aus.

Im Konferenzbüro packte Tina, Anja und Ute die letzten Akten ein. Die Computer waren schon im Bully verstaut, um die Rückreise nach Kronberg anzutreten. Bald wird auch hier nichts mehr an die Konferenz erinnern.

Einzig der Fernseher verkündete hartnäckig, dass in Florida immer noch der Wahlgang kein Ende gefunden hat:

                     Bush oder Gore?

Als ich so ein letztes Mal durch die stillen Sessionräume schlenderte, fühlte ich mich wie eine gelöschte Festplatte. Die Oberfläche ohne Zeichen, glatt, unichrom Grau. Im "middle tier" rührte sich kein Bit mehr und ganz unten war alles still. Kein Rauschen, nichts wisperte, raunte mehr. Nur in meinen Kopf begann es zu kreisen: Schemenhaft nahmen Gedanken Form an. Die ersten Ideen für den Bericht blitzten auf, wurden verworfen. Dieser Zustand wird noch eine zeitlang anhalten.

Die Konferenz ist vorbei. Ich bin gespannt, wen ich im nächsten Jahr wiedersehen werde. Lisa werde ich vermissen. Sie wird wahrscheinlich nicht mehr kommen können. Schade.