Ein gelungener Einstieg in die VFP-Welt

Erik Kolodziej

„Der Visual FoxPro 6.0 Anwendungsentwickler“ von Patrick E. Schärer ist als z. Zt. einziges deutschsprachiges Buch über VFP 6.0 (abgesehen von der ausgedruckten Online-Hilfe von Microsoft) besonders für denjenigen geeignet, für den die sonst anfallende Sprachbarriere ein nicht unerhebliches Problem darstellt. Aber auch für alle anderen bietet das Buch mit seinen zwei großen Kapiteln (Grundkurs und Erweiterungen) einen guten Einstieg in die VFP-Welt.

Der Grundkurs beginnt mit allgemeinen Empfehlungen des Autors zur Einrichtung der Entwicklungsumgebung und geht dann über zur Erstellung der Datenbank für das Beispielprojekt. Dabei werden die Möglichkeiten, die der Tabellen-Designer bietet, anhand einiger Beispiele besprochen, so dass Sie bei späteren eigenen Projekten die Feldeigenschaften wie z. B. Format und Eingabemaske ohne größere Probleme nutzen können. Nebenbei erfahren Sie auch, wie die Verzeichnisstruktur für ein Projekt aussehen könnte, damit es später ohne weitere Schwierigkeiten weitergegeben werden kann. Zum Abschluss dieses Abschnitts wird noch näher auf die verschiedenen Index-Typen und ihre Verwendung eingegangen.

Damit Sie bei späteren Problemen in selbstgeschriebenen Programmen die Fehlerquelle finden, folgt eine kurze Beschreibung des Debuggers von VFP 6.0 (Trace Window, Watch Window, Locals Window, Call Stack Window), bevor die ersten Code-Beispiele erläutert werden.

Um die Daten der Beispieltabellen komfortabler bearbeiten zu können, wird beschrieben, wie ein Formular erstellt und verändert wird. Der Autor gibt in diesem Zusammenhang auch eine  Einführung in die Objektorientierung. Sie sollten aber in dieser Hinsicht nicht zuviel erwarten. Zwar erfahren Sie, was ein Objekt ist und das es Eigenschaften, Methoden und Ereignisse hat. Die eigentlichen Vorteile und Fähigkeiten der objektorientierten Programmierung kommen jedoch in dem Buch zu kurz. Daher ist der Untertitel „Objektorientierte Datenbankanwendungen mit VFP 6.0“ des Buches etwas irreführend. Wer jedoch noch nie etwas über objektorientierte Programmierung gehört oder gelesen hat, erfährt genug, um den Rest des Buches zu verstehen.

Aber zurück zu den Formularen. In diesem Abschnitt werden auch die wichtigsten Steuerelemente (z.B. TextField, ListBox usw.) mit ihren Eigenschaften und Methoden beschrieben. Dadurch erhalten Sie einen guten Überblick, welche Möglichkeiten die verschiedenen Elemente bieten. Die Code-Beispiele erklären gut, wie Sie die wichtigsten Standard-Funktionen implementieren und die Steuerelemente mit den Daten in den Tabellen verbinden können. So wird z.B. ausführlich die Realisierung einer Navigationsleiste erläutert.

Ein großer Block ist der Erstellung und Verwendung von Views gewidmet. Dabei wird umfangreich auf die Rückschreibarkeit  und auf die Aktualisierungskriterien von Views, die auf mehreren Tabellen basieren, eingegangen. Diese Fähigkeit ist in meinen Augen ein großer Pluspunkt von VFP, da dies in anderen Entwicklungsumgebungen nicht so einfach zu realisieren ist. Leider werden jedoch die parametrisierten Views nicht vorgestellt. In diesem Zusammenhang erklärt der Autor aber die verschiedenen Pufferungstypen und wie man diese einstellt und verwendet.

Am Ende des Grundkurses wird erläutert, wie Sie Berichte, Menüs und Toolbars erzeugen und alle Komponenten zu einer lauffähigen EXE-Datei zusammenfassen und kompilieren. Dabei wird auch anhand des Beispiels INI-Einträge erwähnt, wie Sie API-Funktionen in VFP nutzen können.

Der Erweiterungen-Teil  geht auf ausgewählte Themen des Grundkurses noch einmal näher ein und ergänzt ihn um Themen wie Remote-Views, Normalisierung von Tabellen (leider etwas zu kurz geraten) und OLE.

Wirklich gut geraten ist der Anhang. Hier werden kurz die wichtigsten programmiertechnischen Grundlagen (Variablen, Datentypen, Funktionen und Ausdrücke) und VFP-Namenskonventionen dargestellt und erläutert. Auch einen kurzen Grundkurs zum Thema SQL finden Sie hier.

Das Buch nimmt Sie also mit auf eine kurze Reise durch die Welt von VFP 6.0 und bietet so dem Ein- oder Umsteiger einen guten Überblick über die umfassenden Fähigkeiten von Visual FoxPro. Durch die enthaltenen Code-Beispiele bekommen Sie mögliche Lösungen für viele Probleme, die gerade am Anfang entstehen. Die meisten Themen werden jedoch nur kurz angesprochen. Für die ersten eigenen Anwendungen mag das reichen, wer jedoch größere Projekte in Angriff nehmen will, sollte sich zu einzelnen Themen noch andere (dann englische) Bücher besorgen. Sie haben dann aber durch den „VFP-Anwendungsentwickler“ einen guten Einstieg gefunden, so dass Sie durch den Umfang der weiterführenden Bücher nicht mehr völlig erschlagen werden. Auch die Online-Hilfe erweist sich nach der Lektüre dieses Buch nun doch als hilfreich.