FoxPro

FoxPro Developer's Conference '94

 

Session 144
Praktische Umsetzung von
Software-Ergonomie mit FoxPro

Dipl.Psych. Wolfgang Schneider
Beratung für Software-Ergonomie


Vorwort

Dies ist die Konferenzband-Version des Vortrags. Sie soll Ihnen eine Hilfe für das Generieren von ergonomischen Oberflächen sein. Die geschilderten Arbeitschritte können Ihnen einen Eindruck geben, wie Sie für Ihre Oberfläche ergonomisch/ökonomisch vorgehen können. (An dieser Stelle soll auf Gestaltungsbeispiele verzichtet werden, die gibt's im Vortrag. )

Es wird immer wieder der Wunsch nach einer definierten Vorgabe für Masken hervorgebracht in dem Sinne, das Feld an dieser Stelle, jenes an einer anderen. Dies ist aber nur für Programme sinnvoll, die identische Funktionalität haben. Zudem soll sich Ihr Programm doch von anderen unterscheiden, oder?

Also werden wir uns in den nachfolgenden Arbeitsschritten auf Vorschläge konzentrieren, die Ihnen helfen, selbst ergonomisch Oberflächen gestalten und Entscheidungen treffen zu können.


 

Inhalt

Der Inhalt dieses Vortrags basiert auf Erfahrung, die in vielen Beratungsstunden gewonnen wurde. Leider muß man immer wieder selbst ausprobieren, wie man ad hoc Ergonomie umsetzt. Dies hängt nicht zuletzt davon ab, wie gut man sich in die Ergonomie einarbeiten kann. Mit den nachstehenden Arbeitsschritten wird Ihnen dieses leichter fallen.

Sie werden sehen, daß es einfach ist, Ergonomie umzusetzen. Es ist auch nicht notwendig, am Anfang alles hundertprozentig zu machen. Anwender sind da sehr verträglich. Im Laufe der Zeit, bei genügender Flexibilität und dem Willen, so benutzerorientiert wie möglich zu sein, bekommen Sie ein Gefühl für die Problematik und Ihre Anwendung wird sich dem ergonomischen Optimum nähern.

Folgender Inhalt erwartet Sie:

Für die geplanten Arbeitsschritte brauchen wir eine Übersicht über folgende ergonomische Unterlagen.

Diese Unterlagen gibt es:

Das brauchen Sie also:


 

Arbeitschritte für das Masken-Design


Informationssammlung

Diese Ausgangs-Informationen haben Sie:


Allgemeine Hinweise:

Es bleibt Ihnen nicht erspart, Sie müssen kurz in Kontakt mit dem Benutzer treten. Ich kann Sie aber beruhigen, für das folgende Masken-Design können Sie ansonsten weitgehend selbständig arbeiten.

 

 


 

Arbeitsschritte fürs Menü-Design

Hier wird davon ausgegangen, daß Sie den sogannten "CUA"-Standard verwenden (unter Windows), also eine horizontale Menüleiste als 1. Ebene und danach vertikale Menü-Fenster. Buttons und Icons in Masken für Folgemasken gehören ebenfalls zur Menüstruktur.

 


 

Usability-Tests

Für die Menüstruktur - die Zetteltechnik:

Mit dieser Vorgehensweise können Sie Ihre Menüstruktur verbessern.

Tip: Die gleiche Vorgehensweise kann man auch bei den Feldanordnungen praktizieren. Bitte beachten Sie, daß die Hinweise vom Benutzer nicht immer ergonomisch sein müssen.


Weitere Tests:

Diese Tests können angewendet werden, wenn Sie den Benutzer mit Ihrer Menüstruktur vertraut gemacht haben.


Erkennung

  1. Bei der Objekterkennung (1) wird dem Benutzer das Icon vorgelegt/präsentiert und die Zeit gemessen, die vergeht, bis der Benutzer richtig herausgefunden hat, was das Objekt darstellt (ohne Hilfe des Entwicklers).
  2. Bei der Funktionserkennung (3) wird ebenso das Icon vorgelegt und ab diesem Zeitpunkt gewartet/gemessen, bis die Funktion angesagt wurde.
  3. Bei beiden Tests können die Objekte mehrmals vorgelegt werden. So kann man die Zeitdauer nehmen, bis das Icon "quasi auf Anhieb verstanden" wird.
  4. Nach einer Stunde Pause kann dann erneut überprüft werden. Jetzt werden Sie feststellen, welche Icons am besten erinnert werden.

Erinnerung

  1. Bei der Objekterinnerung (2) sagen Sie dem Benutzer den Namen des eigentlichen Objekts, das auf dem Icon dargestellt wird. Fragen Sie dann, wie das Objekt auf dem Icon dargestellt wird und messen Sie wieder die Zeit.
  2. Bei der Funktionserinnerung (4) zeigen Sie dem Benutzer das Icon und lassen ihn benennen, was das Icon macht und wo es in der Applikation zu finden ist. Sie können auch hier wieder als andere Möglichkeit den Namen des dargestellten Objekt sagen.
  3. Beide Tests erfordern, daß der Benutzer eine gewisse Zeit mit den Icons beschäftigt war und sich eingearbeitet hat. Nach einer Zwischenzeit von vielleicht einem Tag wird dann die Erinnerung an die Icons getestet.

Es lassen sich Zeitkriterien angeben, wann ein Icon ergonomisch gut oder schlecht gestaltet wurde. Um es aber einfacher zu machen, sollte das Kriterium sein, das der Benutzer sich sofort innerhalb von 1-2 sec erinnern kann . D.h., mit einer Geschwindigkeit, die einer normalen Reaktionszeit vergleichbar ist.

Falls Sie unsicher hinsichtlich der Reaktionszeiten sind, können Sie vom Benutzer selbst erfahren, ob er Probleme hatte, das Icon zu erkennen, und ob er sich stärker konzentrieren mußte.

Falls nach einem Trainingsgang das Icon erneut nicht erkannt wurde, dann sollten Sie sich überlegen, das Icon neu zu gestalten. Bleibt bei einem Icon immer eine Rest-Erkennungsproblem oder Rest-Erinnerungsproblem (auch nach Meinung des Benutzers), dann sollte Sie überlegen, den parallelen Menüpunkt gut zugänglich zu machen und auf das Icon zu verzichten.


Software-Ergonomie mit FoxPro
(c)1994 Wolfgang Schneider